Unbenannt-4

Interview Andreas

Sebastian Saxinger (SS): Beschreibe deine Rolle/Position im Vorstand auf humorvolle Art und Weise.

Andreas Hülber (AH): Ich sehe mich als Nicht-Jurist und assoziierendes Mitglied. Nominell bin ich seit ein paar Jahren zuständig für Graphik und Gestaltung. Ich durfte zum Beispiel das Logo der Vereinigung designen. Meine Rolle im Vorstand würde ich ein wenig anders beschreiben. Man kann mich durchaus als „buntes Schaf“ bezeichnen: Nicht schwarz, nicht weiß, sondern irgendwo dazwischen. Ich bringe nämlich oft Ideen, die manchmal nicht goutiert oder nicht gleich verstanden werden. Trotzdem hat das zur Folge, dass diese Ideen von anderen Leuten mit mir zusammen umgesetzt werden müssen. Das heißt, dass mitunter auf meine Kolleginnen und Kollegen im Vorstand Arbeit zukommt, die sie eigentlich nicht möchten. (lacht)

Bis vor ein paar Jahren hat der Vorstand eine „Aufsichtsrat“ Rolle eingenommen. Er hat also beobachtet, was passiert, Budgets abgesegnet und die strategische Ausrichtung vorgegeben. Das hat sich graduell verändert. Es wurden etwa für den Vorstand eher Leute berücksichtigt, die sich aktiv am Vereinsgeschehen beteiligen. Daher wurde aus dem „Aufsichtsrat“ eine „Geschäftsführung“. Und hier sehe ich mich als Ideengeber und Zwischenrufer.

SS: Welches Essen aus der Schulküche war zu deiner Schulzeit das schlechteste?

AH: Die Grammelknödel. Die waren ausschließlich dazu geeignet, um damit zu schießen. Man merkt, zu unserer Zeit gab es noch kein Etiquette-Essen (lacht). Es gab auch berüchtigte Suppen, die offensichtlich aus den Resten des Vortags bestanden haben – oder überhaupt aus jenen der Vorwoche. Allerdings mussten wir damals Suppe essen! Wir haben dann Techniken entwickelt, damit es so aussah, als hätten wir die Suppe gegessen. Wenn der Erzieher kurz weggeschaut hat, haben wir die Teller präpariert.

SS: Erzähle ein lustiges Lehrerzitat!

AH: Da fällt mir spontan mein Lieblingslehrer Arnout de Waal ein, der leider schon verstorben ist. Er war damals ein Quereinsteiger. Er kam aus der Wirtschaft und wurde dann Englischlehrer. Er war ein Native Speaker, sprach aber eine Mischung aus British English und Österreichisch. Deswegen hörte man immer Sätze wie: „Get up and collect the Schularbeitsheften. Once again, what you have abgeliefert looks like a Schlachtfeld“. Trotzdem hat er uns in kurzer Zeit sehr viel beigebracht.

SS: Wie oft bist du beim Schummeln erwischt worden?

AH: Puh, das hab’ ich verdrängt. Ich war ein mittelmäßiger Schüler, aber dafür sehr ehrlich. Wir waren überhaupt eine wahnsinnig brave Klasse. Ich habe zwar sicher mal geschummelt, aber ich bin auf jeden Fall nicht erwischt worden (lacht).

SS: Welchen Berufswunsch hatte dein 10jähriges Ich bevor du ins Theresianum gekommen bist?

AH: Architekt oder Schriftsteller. Ich habe als Kind wahnsinnig gern Grundrisse gezeichnet und Gedichte geschrieben. Das mit dem Architekten hat so halb hingehaut (Anm.: Andreas Hülber leitet eine Agentur für Corporate Design). Das mit dem Schriftsteller hab’ ich verbockt (lacht).

SS: Welches Erlebnis auf einer Schulreise, Sportwoche oder Schulausflug ist dir besonders in Erinnerung geblieben und warum?

AH: Drei Wochen Austausch mit einer englischen Public School, das war sehr beeindruckend und fremd: Es gab Paramilitärische Übungsgruppen der Schüler, riesige Bibliotheken ähnlich der Bibliotheca Theresiana, die aber von allen nutzbar war. Zum Unterreicht hat die Klasse Saal und Haus des Professors besucht, nicht umgekehrt. Ich erinnere mich auch an einen Dichter als Englisch-Lehrer, mit dem wir zeitgenössische Gedichte besprochen haben statt Stifters Brigitta, an das Leben bei einer englischen Familie, die mir Whisky erklärt hat, Fish & Chips aus dem Zeitungspapier, die Brighton Piers und das wunderbare Kent …

SS: Was durfte man im Theresianum zu deiner Schulzeit noch machen, was heute undenkbar wäre?

AH: Da fallen mir drei Dinge ein! Kastanien auf Erstklässler schießen – die wurden damals als „First Zwetschken“ bezeichnet, haben aber natürlich zurückgeschossen (lacht). Das zweite geht vielleicht ein wenig in eine andere Richtung: Wir waren eine reine Bubenschule. Deswegen war es unglaublich spannend sich in der siebten Klasse auf den Tanzkurs beim Elmayer vorzubereiten. Wir haben von Mädchen einfach wahnsinnig wenig mitgekriegt. So ist das natürlich heute nicht mehr. Drittens: Nachmittags nach dem Studium Ballspielen im kleinen Turnsaal – das ist heute das Konferenzzimmer.

SS: So, jetzt wollen wir noch dein Schulwissen testen um zu sehen, ob du im Theresianum auch gut aufgepasst hast. Die erste Frage ist folgende: Wie lautet die Gretchenfrage in Goethes Faust?

AH: „Wie hast du’s mit der Religion?“

SS: Sehr schnell die richtige Antwort gegeben! Guter Start. Die zweite Frage dreht sich um Mathematik. Wahr oder falsch: Das Dreieck mit den Seitenlängen a=3, b=4 und c=5 ist rechtwinklig.

AH: 9 und 16 ist 25. Ja, es ist rechtwinklig.

SS: Auch richtig! Jetzt wird es schwieriger: Wie viele Mitglieder hat der Bundesrat?

AH: Oje… (lacht). Um die Zwanzig…?

SS: Es sind tatsächlich 61.

AH: Wieder was gelernt (lacht).

SS: Kommen wir zu Chemie: Was gibt die Ordnungszahl eines Elements im Periodensystem an?

AH: (Überlegt angestrengt) Die Anzahl der Protonen im Atomkern…?

SS: Auch das ist richtig! 4 aus 4 bis jetzt! Vielleicht kann ich dir im Fach Geographie ein Bein stellen: Wie viele Länder muss man mindestens durchqueren, wenn man zu Fuß von Norwegen nach Nordkorea gehen will?

AH: Also wenn ich über den Nordpol gehe… Da käme dann irgendwann einmal Russland, dann muss ich wohl durch China… Ah und Finnland liegt am Weg. Dann sage ich: 3 Länder.

SS: Das war eine kleine Fangfrage, es ist nämlich nur eines: Russland. Das grenzt an beide Länder! Damit darf ich mich herzlich für das Gespräch bedanken!

AH: Dankesehr!

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